Glossar: Begriffe, Akteure und Abkürzungen aus dem Gesundheitswesen

Deutschland verfügt im europäischen und internationalen Vergleich über ein hervorragendes, aber komplexes Gesundheitssystem. Nicht immer sind Begriffe und Bestimmungen sofort für Patientinnen und Patienten verständlich. Dieses Glossar bietet einen Überblick über die wichtigsten Begriffe und Akteure unseres Gesundheitssystems.

Unter dem englischen Begriff „Electronic Health“ (E-Health) werden alle Arten von Anwendungen verstanden, die elektronische Informations- und Kommunikationstechnologien für die medizinische Versorgung von Patienten nutzen. Dies können Anwendungen der Telemedizin sein, in denen Informationen elektronisch verarbeitet, über sichere Datenverbindungen ausgetauscht und Behandlungs- und Betreuungsprozesse von Patienten unterstützt werden können.

Der Einheitliche Bewertungsmaßstab (EBM) bezeichnet ein Verzeichnis, nach dem ambulante Leistungen in der gesetzlichen Krankenversicherung abgerechnet werden. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) definieren diese Leistungen und legen eine Abrechnungsziffer fest. Außerdem bestimmen sie jeweils eine Punktzahl. Die Punktzahlen legen die Relationen der Leistungen untereinander fest.
Quelle: Kassenärztliche Bundesvereinigung

Eine elektronische Fallakte (eFA) enthält alle Dokumente und medizinischen Informationen, die zu einem bestimmten medizinischen Krankheitsfall eines Patienten existieren. Die Akte wird vom Arzt geführt. Hierbei handelt es sich um eine freiwillige Anwendung der elektronischen Gesundheitskarte (elektronische Gesundheitskarte / eGK).

Die elektronische Gesundheitskarte (eGK) ist eine Mikroprozessorkarte, die gesetzlich Versicherte von ihrer Krankenkasse erhalten. Sie berechtigt dazu, ärztliche und zahnärztliche Behandlung in Anspruch zu nehmen. Auf ihrem Chip können Daten des Inhabers gespeichert werden. Zu den Pflichtanwendungen der Karte gehören die persönlichen Daten (Name, Geburtstag, Adresse) des Versicherten. Darüber hinaus können in Zukunft – auf Wunsch des Versicherten – weitere Informationen wie Notfalldaten oder elektronische Fallakte auf der Karte abgelegt werden. Unbefugte können die eGK selbst mit modernsten Hilfsmitteln nicht lesen oder kopieren. Sie gibt ihre Informationen nur preis, wenn der Versicherte seine sechsstellige PIN an einem Kartenterminal eingibt oder sich ein Arzt oder Apotheker mit seinem Heilberufsausweis gegenüber dem Versicherten identifiziert.

In einem elektronischen Arztbrief können Ärzte digital Befunde, Patientenberichte oder auch Bildsequenzen an andere Behandler elektronisch übermitteln.

Der elektronische Heilberufsausweis ist ein personenbezogener Ausweis für Ärzte, Krankenpfleger und anderes medizinisches Personal. Mit Foto und Gültigkeitsdatum ermöglicht er eine eindeutige Identifikation seines Inhabers.

Mit Empowerment bezeichnet man Strategien und Maßnahmen, die die Selbstbestimmung von Menschen erhöhen und es ihnen ermöglichen, ihre Interessen selbstverantwortlich zu vertreten. Patienten erwerben in Eigenregie und/oder in Kooperation mit professionellen Experten Kompetenzen (Wissen, Motivation, Einstellungen, Fertigkeiten), mit dem Ziel, informierte und selbstbestimmte Entscheidungen hinsichtlich ihrer Gesundheit zu treffen.

Endokrinologie kommt aus dem Griechischen und bedeutet die Lehre von den Hormonen. Hormone sind Botenstoffe in unserem Körper, die an spezifische Rezeptoren andocken und so alle wichtigen Körperfunktionen steuern. Jedes Hormon hat einen spezifischen Rezeptor, in den es wie ein Schlüssel in ein Schloss passt.

Endokrinologen beschäftigen sich mit den Erkrankungen von hormonproduzierenden Drüsen (wie zum Beispiel der Schilddrüse, Eierstöcken, Hoden, Nebennieren oder der Hirnanhangsdrüse) oder Erkrankungszuständen, die durch Überschüsse, Mängel oder andere komplexe Dysbalancen von Hormonen ausgelöst sind.

Als Endpunkte werden in einer klinischen Studie die Ziele bezeichnet, die man mit der Untersuchung erreichen möchte. Dies können die Verlängerung des Gesamtüberlebens, eine Verringerung der Rückfälle (Rezidive) oder die Reduktion von Schmerzen sein. Endpunkte müssen zu Beginn einer Studie festgelegt werden. Nach Abschluss der Untersuchung kann anhand ihrer festgestellt werden, ob eine medizinische Behandlung erfolgreich war und sich beispielsweise das Gesamtüberleben verlängert hat. Endpunkte können in primäre, also erstrangige, und sekundäre, also nachgeordnete Ziele unterschieden werden, wie auch in weiche (z.B. Schmerzen, Lebensqualität) oder harte Endpunkte (z.B. Tod, Amputationsrate). Außerdem unterteilen Wissenschaftler in dichotome Endpunkte – auch binäre genannt –, die für einen Patienten eintreten können oder nicht. Studienteilnehmer haben beispielweise einen Herzinfarkt oder sie haben keinen. Kontinuierliche Endpunkte sind dagegen Ergebnisse, die auf einer kontinuierlichen Werteskala gemessen werden, wie zum Beispiel die Höhe des Blutdrucks.
Im Rahmen der Nutzenbewertung von Arzneimitteln hat der Begriff „patientenrelevante Endpunkte“ eine besondere Relevanz erfahren.

Der Übergang von einem Krankenhausaufenthalt in eine weitergehende ambulante medizinische, rehabilitative oder pflegerische Versorgung stellt eine besonders kritische Phase in der Behandlung von Patienten dar. Damit eine nahtlose Versorgung gewährleistet wird, bedarf es eines umfassenden, frühzeitig einsetzenden sektorenübergreifenden Managements, das auch als Entlassmanagement bezeichnet wird. Versicherte haben darauf nach § 11 Abs. 4 Sozialgesetzbuch V einen Anspruch. Dabei koordinieren in der Regel Pflegefachkräfte des Krankenhauses mit den behandelnden Klinikärzten, den stationär Pflegenden, dem sozialen Dienst, den Angehörigen und den niedergelassenen Ärzten oder den aufnehmenden Einrichtungen die weitere Versorgung des Patienten.

Im September 2000 unterschrieben die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen (UNO) die sogenannte Millenniumserklärung, in der sie sich zu einer Reihe von grundsätzlichen Entwicklungszielen (englisch: Millenium Development Goals, MDG) verpflichten. Zu ihnen gehört vor allem, die Armut drastisch zu reduzieren, aber auch die Achtung von Menschenwürde, Gleichberechtigung, Demokratie, Umweltschutz und Frieden. Im September 2015 verabschiedete die UNO weitere 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung, die Sustainable Development Goals (SDG), die die Milleniumsziele ergänzen und konkretisieren. Unter anderem sollen bis 2030 weltweit Hunger und extreme Armut beendet sein und alle Menschen einen besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung haben.

Welche Berufsgruppen haben ein erhöhtes Risiko, an Krebs zu erkranken? Wie stehen Arbeitsplatz und seelische Gesundheit in Relation? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich die Epidemiologie. Diese Wissenschaft untersucht, wie Krankheiten und deren Ursachen sowie Risikofaktoren in der Bevölkerung verteilt sind. So werden Aussagen über die Häufigkeit oder Seltenheit einer Krankheit sichtbar. Mit diesem Wissen sollen Gesundheitsprobleme kontrolliert und Epidemien verhindert werden.

Im Gesundheitswesen wird die Qualität der medizinischen Versorgung in der Regel auf drei Ebenen gemessen: der Ergebnis-, der Prozess- und der Strukturqualität. Die Ergebnisqualität bezieht sich auf das Resultat einer Behandlung. Um sie zu beurteilen, können verschiedene Messdaten herangezogen werden, wie zum Beispiel die Heilung der Erkrankung, die Verbesserung des Gesundheitszustandes, ob nach einer Operation Infektionen auftreten oder ob ein Patienten weitere Nachoperation benötigt. In den letzten Jahren wird auch verstärkt versucht, Indikatoren für eine Messung der Patientenzufriedenheit und der Lebensqualität zu entwickeln. Die Ergebnisqualität wird in der Regel im Rahmen von Stichproben überprüft.

Eine Behandlungsmethode darf von einem niedergelassenen Arzt in der vertragsärztlichen Versorgung nur dann zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) erbracht werden, wenn der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) sie in den Leistungskatalog der GKV eingeschlossen hat. Neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden werden daher vom Ausschuss zunächst daraufhin geprüft, ob sie nützlich für die Patienten und aus Sicht der Solidargemeinschaft wirtschaftlich sind, schreibt der G-BA auf seiner Website. Anders funktioniert es im Krankenhaus (-> Verbotsvorbehalt).

Für Untersuchungs- und Behandlungsmethoden, deren Nutzen noch nicht hinreichend belegt ist, die jedoch das Potenzial einer Behandlungsalternative erkennen lassen, kann der Gemeinsame Bundesausschuss seit Inkrafttreten des Versorgungsstrukturgesetzes Richtlinien für eine Erprobung beschließen.

Die medizinischen Ethikkommissionen gehen zurück auf eine Deklaration des Weltärztebundes von Helsinki von 1975. Ihre Aufgabe ist es, Forschungsvorhaben, die an Lebewesen durchgeführt werden, aus ethischer, rechtlicher und sozialer Sicht zu bewerten und die Beteiligten an diesen Studien – insbesondere die Teilnehmer – zu schützen. In Deutschland gibt es rund 50 Ethikkommissionen, die entweder bei den medizinischen Hochschulen, bei den Landesärztekammern oder bei Länderbehörden angesiedelt sind. Sie unterstehen dem Länderrecht. Die Mitglieder dieser Gremien sind in der Regel Mediziner, Naturwissenschaftler, Juristen, Theologen und teilweise auch Patientenvertreter. Sie erstellen ein schriftliches Votum für oder gegen das beantragte Forschungsvorhaben. Dieses Verfahren ist für jede Klinische Studie (die für die Zulassung von Arzneimitteln durchgeführt werden muss) gesetzlich vorgeschrieben.

Unter Evaluation wird die systematische Sammlung, Analyse und Bewertung von Aktivitäten, Projekten oder Produkten verstanden. Über diese Auswertung können wichtige Erkenntnisse über Stärken und Schwächen einer Maßnahme gewonnen werden. Beispiel Selektivverträge: Spezielle Programme für Chroniker (Disease-Management-Programme) sollen die Versorgung etwa von Diabetes- oder Brustkrebs-Patienten verbessern. Aber nur mit einer Evaluation kann festgestellt werden, ob sich Vitaldaten und Lebensqualität der Betroffenen durch die Projekte positiv verändert haben. Auf Grund der Ergebnisse kann dann überlegt werden, wie die Programme effektiver und effizienter gestaltet werden kann. Neben den Ergebnissen und Wirkungen (Ergebnisevaluation) können auch Strukturen (Strukturevaluation) und Prozesse (Prozessevaluation) evaluiert werden.

Der Begriff „Evidenz“ im Kontext der Evidenzbasierten Medizin leitet sich vom englischen Wort „evidence“ = Nach- oder Beweis ab und bezieht sich auf die Informationen aus klinischen Studien, die einen Sachverhalt erhärten oder widerlegen (Quelle: Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin).
-> Evidenzstufe.

Der Begriff Evidenz leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet Nachweis oder Beweis. Evidenzbasierte Medizin (EbM) ist demnach eine Medizin, die sich auf wissenschaftlich gewonnene Beweise stützt. Die EbM kann definiert werden als der „gewissenhafte, ausdrückliche und umsichtige Gebrauch der aktuell besten Beweise für Entscheidungen in der Versorgung eines individuellen Patienten“, so David Sackett in seinem Aufsatz „Evidence based medicine: what it is and what it isn't“ von 1996.

Dabei handelt es sich um Skalen zur abgestuften Einordnung der Ergebnissicherheit der vorliegenden Evidenz. International werden unterschiedliche Skalen und Definitionen verwendet, die nicht standardisiert sind. Im Allgemeinen haben Studien mit einer hohen Anfälligkeit für Bias (systematischer Fehler oder Verzerrung) einen niedrigeren Evidenzgrad als Studien mit einem kleinen Risiko für Bias, schreibt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Qualitativ gute randomisierte kontrollierte Studien haben zum Beispiel in der Regel einen höheren Evidenzgrad als Beobachtungsstudien oder Fallserien (-> Evidenzbasierte Medizin und Evidenz).