Glossar: Begriffe, Akteure und Abkürzungen aus dem Gesundheitswesen

Deutschland verfügt im europäischen und internationalen Vergleich über ein hervorragendes, aber komplexes Gesundheitssystem. Nicht immer sind Begriffe und Bestimmungen sofort für Patientinnen und Patienten verständlich. Dieses Glossar bietet einen Überblick über die wichtigsten Begriffe und Akteure unseres Gesundheitssystems.

Die Galenik ist die Lehre von der Herstellung von Arzneimitteln. Die Aufgabe der Galeniker ist es, für einen medizinischen Wirkstoff mit entsprechenden Hilfsstoffen eine Darreichungsform zu entwickeln – dies kann beispielsweise eine Tablette, ein flüssiges Arzneimittel oder eine Creme sein. Durch die Art der Darreichung und der Hilfsstoffe lassen sich auch die Dauer und die Konzentration der Wirkstoffe im Blut beeinflussen. Der Begriff Galenik geht auf den im 2. Jahrhundert geborenen griechischen Arzt und Naturforscher Galenos von Pergamon (auch Galenius oder Galen genannt) zurück.

Die „Gebührenordnung für niedergelassene Ärzte“ (GOÄ) erfasst die privat abzurechnenden Leistungen. Die GOÄ sieht für persönliche, medizinisch-technische und Laborleistungen Gebührenspannen vor, deren Höhe sich nach den Umständen des Einzelfalls richtet. Ärzte rechnen bei privat versicherten Patienten nach dem Einfachen bis Dreieinhalbfachen des Gebührensatzes ab. Stand: 12/2016

Die gematik (Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte mbH) koordiniert die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (elektronische Gesundheitskarte / eGK) und damit verbunden die Entwicklung einer Telematikinfrastruktur. Sie wurde von den Spitzenverbänden der Leistungserbringer (Ärzte, Zahnärzte, Apotheker) und Kostenträger (Krankenkassen) des deutschen Gesundheitswesens 2005 gegründet. Heute arbeiten rund 260 IT-Experten, Anwendungsspezialisten und Projektleiter für das Unternehmen mit Sitz in Berlin. Hauptgeschäftsführer ist seit Juli 2015 der Jurist und Rechtsanwalt Alexander Beyer. (Stand: April 2016)

Nicht nur beim Herzinfarkt, sondern auch bei zahlreichen anderen Erkrankungen zeigen Frauen und Männer unterschiedliche Symptome und reagieren anders auf pharmakologische und invasive Therapien, schreibt die Deutsche Gesellschaft für geschlechtsspezifische Medizin (DGesGM). Frauen und Männer weisen vielfach unterschiedliche Risikofaktoren für Krankheitsentstehung, Krankheitsverlauf und Behandlungsrisiken auf. Häufig nutzen sie Präventionsangebote unterschiedlich. 
Beide Geschlechter profitieren, wenn ihre Unterschiede wahrgenommen werden, wenn sie adäquat angesprochen und wenn Präventionsangebote und Therapiemaßnahmen auf sie abgestimmt werden, so die DGesGM. Das ist das Kernanliegen von Gendermedizin.

Pharmazeutische Unternehmen lassen sich neu entwickelte Arzneiwirkstoffe patentieren. Der Patentschutz gibt ihnen das alleinige Recht, den Wirkstoff herzustellen und zu vermarkten. Läuft der Patentschutz aus, können auch andere Unternehmen diesen Wirkstoff produzieren und unter einem anderen Namen verkaufen. Solch ein Präparat wird als Nachahmerprodukt oder Generikum (Mehrzahl: Generika) bezeichnet.

Mit einer App ist eine Anwendungssoftware für Mobilgeräte wie Smartphones und Tablet-Computer gemeint. Der Begriff ist eine Abkürzung des englischen Application Software. Es existieren über eine Million dieser Kurzprogramme, unter anderem Spiele, Ratgeber und auch Fitness- und Gesundheits-Apps. Blutdruckmess- und Medikamenten-Erinnerungs-Programme, Epilepsie- oder Migräne-Tagebücher sollen dabei helfen, Krankheiten besser zu mangen. Erste-Hilfe-Maßnahmen, Krankenhaus- oder Apotheken-Finder können im Notfall schnellen Rat geben. Kalorien- und Schrittzähler unterstützen dabei, die gesteckten Ziele einzuhalten.

Im Jahr 2009 wurde der Gesundheitsfonds eingeführt und damit eine neue Art der Finanzierung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Alle Einnahmen wie Krankenkassenbeiträge, Steuerzuschüsse etc. kommen in den Gesundheitsfonds und werden nach bestimmten Kriterien an die Krankenkassen zur Versorgung ihrer Versicherten verteilt. Der Beitragssatz ist für alle GKV-Mitglieder gleich hoch, allerdings können Krankenkassen, die mit den zugewiesenen Finanzmitteln aus dem Gesundheitsfonds nicht auskommen, Zusatzbeiträge von ihren Mitgliedern verlangen, die diese allein (ohne Arbeitgeberbeteiligung) zu bezahlen haben. Hüter über den Gesundheitsfonds ist das Bundesversicherungsamt in Bonn.

Gesundheitskompetenz ist die Fähigkeit des Einzelnen, im täglichen Leben Entscheidungen zu treffen, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Gesundheitskompetenz umfasst nach Prof. Ilona Kickbusch, internationale Public-Health-Expertin, fünf Handlungsbereiche: persönliche Gesundheit, Orientierung im Gesundheitssystem, Konsumverhalten, Gesundheitspolitik und Arbeitswelt. International ist der Begriff „Health Literacy“ gebräuchlich. Im Zentrum steht zum einen die Verbesserung der Entscheidungsfähigkeit von Konsumenten bzw. Patienten; ein Beispiel dafür ist, das passende Krankenversicherungsmodell wählen zu können. Die Kompetenz der Anbieter (Gesundheitssystem, Bildungswesen, Arbeitgeber und Markt) muss aber genauso mit einbezogen werden. Diese sollen gesundheitsfördernde Rahmenbedingungen schaffen, wie etwa klare und einfach verständliche Lebensmittelbezeichnungen. Grundsätzlich lassen sich drei Ebenen der Gesundheitskompetenz unterscheiden:


  • Funktionale Ebene: Das Lesen und Verstehen von Texten
  • Interaktive Ebene: Informationen sammeln, interpretieren und anwenden
  • Kritische Ebene: Kritische Auseinandersetzung mit gesundheitsrelevanten Fragestellungen
Quelle: Bundesamt für Gesundheit, Schweiz

Im Jahr 2000 hat das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) zusammen mit den Ländern eine Initiative für die Etablierung von nationalen Gesundheitszielen gestartet. Sie sollen dazu beitragen, Prioritäten für die Entwicklung langfristiger Perspektiven zu setzen und die Effizienz der eingesetzten Ressourcen zu kontrollieren. Bei der Auswahl der Ziele werden Krankheitslast, Präventionspotentiale, gesamtgesellschaftliche Bedeutung und Umsetzbarkeit in den Versorgungsalltag berücksichtigt. Mehr als 120 Organisationen engagieren sich für Weiterentwicklung und Umsetzung der Ziele. Gegenwärtig bestehen folgende Gesundheitsziele beziehungsweise Themen: Diabetes mellitus Typ 2, Brustkrebs, Tabakkonsum reduzieren, Gesund aufwachsen, Gesundheitliche Kompetenz erhöhen, Depressive Erkrankungen, Gesund älter werden sowie Alkohlkonsum reduzieren (siehe auch www.gesundheitsziele.de).

Grundlagenforschung ist eine Bezeichnung für erkenntnisorientierte und zweckfreie Forschung, das heißt zunächst steht der reine Erkenntnisgewinn im Vordergrund. Dabei ist Grundlagenforschung in allen Wissenschaften vertreten. Besonders vertraut ist das Bild von der Grundlagenforschung in den Naturwissenschaften und in der Medizin. Zweckfrei forschen heißt hier Wege zu finden, um neue Stoßrichtungen einer Disziplin zu etablieren (Quelle: Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft). Speziell die lebenswissenschaftliche Grundlagenforschung ermöglicht in Gesundheitsforschung und Bioökonomie die Entwicklung der notwendigen Verfahren und den Wissenstransfer in die Anwendung, erklärt das Bundesministerium für Bildung und Forschung.