Glossar: Begriffe, Akteure und Abkürzungen aus dem Gesundheitswesen

Deutschland verfügt im europäischen und internationalen Vergleich über ein hervorragendes, aber komplexes Gesundheitssystem. Nicht immer sind Begriffe und Bestimmungen sofort für Patientinnen und Patienten verständlich. Dieses Glossar bietet einen Überblick über die wichtigsten Begriffe und Akteure unseres Gesundheitssystems.

Bei der Hausarztzentrierten Versorgung (HzV) nach Paragraph 73b Sozialgesetzbuch V verpflichtet sich der Versicherte freiwillig, für einen Zeitraum von mindestens einem Jahr immer nur seinen Hausarzt als ersten Ansprechpartner aufzusuchen. Der Hausarzt übernimmt damit eine Art Lotsenfunktion. Fachärzte können lediglich auf Überweisung in Anspruch genommen werden. Die Idee ist, dass der Hausarzt den Überblick über das Versorgungsgeschehen behält. So kann er Doppeluntersuchungen vermeiden und Wechselwirkungen von Arzneimitteln erkennen. Für sein diszipliniertes Verhalten kann die Kasse den Versicherten mit Prämien belohnen. Denn HzV-Verträge zählen zu den Selektivverträgen und werden extra vergütet.

Seit dem 1. Juli 2008 ist das Hautkrebs-Screening eine Pflichtleistung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Für Versicherte ab dem 35. Lebensjahr ist die Untersuchung alle zwei Jahre kostenlos. Ziel ist es, bösartige Veränderungen der Haut frühzeitig zu erfassen, um die Heilungschancen zu erhöhen und eine schonendere Behandlung zu ermöglichen. Nach Hochrechnung der Deutschen Krebshilfe haben sich bis 2016 rund 13 Millionen Versicherte untersuchen lassen. Sowohl Hautärzte als auch Hausärzte, die sich speziell fortgebildet haben, können das Screening durchführen.

Die englische Bezeichnung „Health Literacy“, die auch vielfach von deutschen Experten verwendet wird, kann mit „Gesundheitskompetenz“ übersetzt werden. Gemeint ist damit die Fähigkeit, Gesundheitsinformation zu suchen, als geeignet zu identifizieren, zu verstehen, einzuschätzen und sie für die Entscheidungsfindung bei Alltagsfragen zur Gesundheitserhaltung, Bewältigung von Gesundheitsbeeinträchtigungen sowie der Versorgungsnutzung nutzen zu können (vgl. Doris Schaeffer et. al., „Health Literacy in Deutschland“, 2016). Als Synonym wird gelegentlich auch „gesundheitliche Literalität“ verwendet. Literacy bzw. Literalität leitet sich vom lateinischen „littera“ (Buchstabe) ab und bedeutet „Lese- und Schreibfähigkeit“ oder „Bildung“.

Heilmittel sind medizinische Maßnahmen wie zum Beispiel Massagen, Logopädie (Sprachtherapie) oder Ergotherapie. Voraussetzung für die Kostenübernahme durch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ist eine Verordnung durch einen Arzt mit einem Kassensitz. Mit dem GKV-Versorgungsstrukturgesetz wurde geregelt, dass Versicherte, die langfristig Heilmittel benötigen (so etwa Patienten mit schweren Behinderungen), sich die notwendigen Heilmittel für einen längeren Zeitraum von ihrer Krankenkasse genehmigen lassen können.

Hilfsmittel sind Gegenstände, die im Einzelfall erforderlich sind, um durch ersetzende, unterstützende oder entlastende Wirkung den Erfolg einer Krankenbehandlung zu sichern, einer drohenden Behinderung vorzubeugen oder eine Behinderung auszugleichen. Zu ihnen gehören Seh- und Hörhilfen (Brillen, Hörgeräte), Körperersatzstücke (Prothesen), orthopädische Hilfsmittel (orthopädische Schuhe, Rollstühle) sowie Inkontinenz- und Stoma-Artikel. Hilfsmittel können auch technische Produkte sein, die dazu dienen, Arzneimittel oder andere Therapeutika in den menschlichen Körper zu bringen – wie bestimmte Spritzen, Inhalationsgeräte oder Applikationshilfen.

Die Homöopathie ist eine alternative Heilmethode, die in Deutschland von Ärzten und Heilpraktikern ausgeübt wird. Ärzte müssen für den Erwerb der Zusatzbezeichnung „Homöopathie“ eine zusätzliche Ausbildung absolvieren, Heilpraktiker eine Prüfung vor dem zuständigen Gesundheitsamt ablegen. Der Heilungsansatz in der Homöopathie folgt der These: Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt. Der Begriff homoion kommt aus dem Griechischen und bedeutet ähnlich, pathos bedeutet Leiden. Die aus Pflanzen gewonnenen Heilmittel lösen beim Gesunden ähnliche Symptome aus, wie die, unter denen der Erkrankte leidet. Werden dem Patienten diese Mittel stark verdünnt verabreicht, sollen sie eine Heilung ermöglichen. Um das passende Mittel zu finden, wird der Patient genau befragt und betrachtet, um ein möglichst umfassendes Bild seiner Symptome zu erhalten. Weitere Informationen gibt es auf den Seiten der Deutschen Gesellschaft für Klassische Homöopathie unter http://www.dgkh-homoeopathie.de.

Homöopathika wird synonym für homöopathische Arzneimittel verwendet. Die Homöopathie ist eine alternative Behandlungsmethode -> Homöopathie.

Die Hospizarbeit verfolgt das Ziel, sterbenden Menschen ein würdiges und selbstbestimmtes Leben bis zum Ende zu ermöglichen. Der Hospizgedanke hat in Deutschland in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Es gibt eine wachsende Anzahl ambulanter Dienste und stationärer Einrichtungen, die Sterbende in ihrer letzten Lebensphase begleiten.
Der ambulante Hospizdienst ermöglicht es den Betroffenen in vielen Fällen, bis zum Lebensende zu Hause oder im vertrauten Umfeld zu bleiben. Sie werden von einem Experten-Team palliativmedizinisch, palliativpflegerisch, psychosozial und spirituell betreut. In der Regel übernehmen Ehrenamtliche dabei eine wichtige Rolle. Für die Versicherten sind die Leistungen der Hospizdienste kostenfrei. Derzeit gibt es rund 1.500 ambulante Hospizdienste, einschließlich der ambulanten Hospizdienste für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.
Ist es nicht möglich, die Sterbenden zu Hause zu betreuen, kann die Aufnahme in einem stationären Hospiz erfolgen. Dort wird eine ganzheitliche Pflege und Versorgung durch haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter in Zusammenarbeit mit palliativmedizinisch erfahrenen Ärzten gewährleistet. Die Kosten dafür werden zu 95 Prozent von den jeweiligen Kranken- und Pflegekassen übernommen. Den restlichen Anteil tragen die Hospize selbst, insbesondere durch Spenden. Für sterbende Kinder gibt es spezielle Einrichtungen, die besonders auf die Bedürfnisse der jungen Menschen und ihrer Angehörigen ausgerichtet sind. Derzeit gibt es 214 stationäre Hospize für Erwachsene und 14 Hospize für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit regional unterschiedlicher Verteilung in Deutschland. (Quelle: Deutscher Hospiz- und PalliativVerband, Stand: April 2016)

Humane Papillomviren (HPV) sind eine große Gruppe weit verbreiteter Krankheitserreger. Eine Infektion mit bestimmten Papillomvirustypen steigert das Risiko für Krebsvorstufen und Krebs. Die häufigste durch HPV hervorgerufene Krebserkrankung ist Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom). Schutz vor den beiden häufigsten krebsauslösenden Virustypen HPV 16 und 18 bietet eine Impfung. Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut empfiehlt die HPV-Impfung in Deutschland für Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren. Die Impfung ist eine Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherung.

Unter Health Technology Assessment (HTA) versteht man die systematische, evidenzbasierte Bewertung medizinischer Verfahren und Technologien im Hinblick auf deren Effekte auf die Gesundheit des Einzelnen, auf das Gesundheitssystem und auf die Gesellschaft. Die Bewertungen können dabei über die bloße medizinische Wirksamkeit hinausgehen und auch ökonomische, ethische, soziale und rechtliche Auswirkungen berücksichtigen. Bewertet werden vorzugsweise Therapieformen, z.B. neue Arzneimittel, und Diagnoseverfahren. Das Ziel von HTA ist es, Informationen bereitzustellen, um sichere, effektive und patientenorientierte gesundheitspolitische Entscheidungen zu treffen.