Sepsis: Die untergeschätzte Gefahr
Sepsis zählt weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Auch in Deutschland ist die Sterblichkeit noch immer hoch. Die Sepsis-Stiftung fordert einen Nationalen Aktionsplan, um die Anzeichen früh zu erkennen und Todesfälle zu vermeiden.
Bei einer Sepsis müssen Ärzte schnell handeln.
Eine Sepsis, auch Blutvergiftung genannt, zählt zu den schlimmstmöglichen Folgen einer Infektion. Wenn eine solche nicht lokal begrenzt werden kann, dringen Erreger wie Bakterien oder Viren in die Blutbahn ein. Das wiederum führt zu einer extremen Abwehrreaktion des Immunsystems und dadurch oft zum Organversagen mit Todesfolge. Einer aktuellen Studie aus den USA, die im Januar in der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht wurde, gehen jährlich rund 11 Millionen Todesfälle auf eine Sepsis zurück, deutlich mehr als bislang angenommen. Demnach stehe weltweit fast jeder fünfte Todesfall mit einer Blutvergiftung in Verbindung.
Für 42 Prozent tödlich
Einigen westlichen Ländern wie den USA, Großbritannien und Australien sei es in den letzten Jahren gelungen, die Sterblichkeit „beträchtlich zu reduzieren“, sagt Prof. Konrad Reinhart, Vorstandsvorsitzender der Sepsis-Stiftung bei einer Veranstaltung der Berliner Charité. „Leider befindet sich Deutschland nicht unter diesen Ländern.“ Für rund 42 Prozent der Patienten verlaufe eine Sepsis hierzulande noch immer tödlich. Deutschland könne bei der Bekämpfung der Sepsis „viel besser“ sein. Auch die großen Unterschiede in Sachen Sterblichkeit zwischen verschiedenen Kliniken sei „nicht akzeptabel“, so Reinhart.
Nationaler Aktionsplan gefordert
Die Sepsis-Stiftung fordert von der Bundesregierung daher einen nationalen Aktionsplan gegen Sepsis, größere Aufmerksamkeit und vor allem – Aufklärung zum Thema, um das Bewusstsein in der Bevölkerung für die Krankheit zu schärfen. Viele Menschen wüssten mit dem Begriff Sepsis nichts anzufangen. Die relativ unspezifischen Symptome wie Fieber, Schläfrigkeit oder Luftnot werden daher oft unterschätzt oder fehlgedeutet. Als Vorbild führt Reinhart den Kampf gegen Krebs und AIDS an, der mit einer „weltweiten Anstrengung“ verschiedenster Akteure geführt werde. Allein in Deutschland ließen sich mit Maßnahmen wie Impfungen, besserer Hygiene und Früherkennung sowie der Behandlung von Sepsis als Notfall mindestens 15.000 bis 20.000 Leben pro Jahr retten.