Projekt Hauptstadturologie: Mit Langzeitdaten präzise gegen den Krebs

Die neue Plattform Hauptstadturologie hat es sich zum Ziel gemacht, mit den Daten der Patienten die Wissenschaft voranbringen und so mehr über die Eigenschaften des Prostatakarzinom zu erfahren. Von den Erkenntnissen zur Behandlung sollen dann Patienten bundesweit profitieren.

Das Modell zeigt Blase und Prostata.

Dazu benötigt das Projekt neben einer ausgefeilten anwenderfreundlichen Datenbank vor allem Mitmacher: niedergelassene Urologen in Berlin und Brandenburg und ihre Patienten. Auf Letztere kommt es in besonderer Weise an: Sie pflegen ihre Daten – und teilweise sind das Langzeitdaten – ein. Je mehr das sind, desto präziser sind die Schlüsse, die die Versorgungsforschung ziehen kann.

Im März 2020 ist die Internet-Plattform des Netzwerks Hauptstadturologie online gegangen. Diese Plattform wurde auf Initiative der Charité gegründet, um Betroffenen im Großraum Berlin-Brandenburg die bestmögliche Therapie bieten zu können. Zusammen mit dem Launch ist auch das Netzwerk an Ärzten an den Start gegangen, die sich mit den Spezialisten am Tumorzentrum austauschen. Der Berufsverband Deutscher Urologen (BDU) und die medizinische Fachgesellschaft, die Deutsche Gesellschaft für Urologie, unterstützen das Pilotprojekt, es lebt jedoch von der Beteiligung der Patienten.

Patienten fördern Forschung mit Daten

In den Praxen erhalten die an metastasiertem Prostatakarzinom Erkrankten einen Flyer mit Informationen und einem Anmeldecode, mit dem sie in eine Studie eingeschrieben werden und der zugleich zur Anonymisierung dient. Der Code ist mit der Praxis verbunden, in der der Patient den Flyer erhalten hat. In einem elektronischen Tagebuch kann der Krankheitsverlauf aufgezeichnet und problematische Entwicklungen detektiert werden.

Erkenntnisse aus diesen gewonnenen Real World Data werden als Feedback an die ambulanten Praxen und an die Patienten zurückgespiegelt. Es entstehe ein „virtuelles Krankenhaus“, so Prof. Thorsten Schlomm, Direktor der Klinik für Urologie der Charité, „das die Expertise der Charité den Patienten in Cottbus zugänglich macht, ohne nach Berlin zu fahren“. Möglich sei eine Eskalierung dieses Modell auf andere Fachgebiete oder auf andere Regionen. Das Projekt wird von den Berufsverbänden der Ärzte, der AOK Nordost, der BARMER, der Deutschen Gesellschaft für Urologie und der IKK Brandenburg und Berlin unterstützt.

Zum Portal Hauptstadturologie

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