"Man muss seine Patientenrechte kennen, um sie durchsetzen zu können"

Autor: Thomas Isenberg, Geschäftsführer der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V.

Wir haben unsere Leserinnen und Leser befragt, ob sie wissen, wo sie sich über ihre Patient:innenrechte informieren können. Die Ergebnisse der Umfrage hat Thomas Isenberg für uns eingeordnet. Er ist Geschäftsführer der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V.

Liebe Leserinnen und Leser des vfa-Patientenportals,

die Ergebnisse der Umfrage offenbaren massive Unwissenheit der Bevölkerung darüber, wo sich jeder Einzelne über Patientenrechte informieren kann – immerhin rund 43 Prozent der Bevölkerung verneinen auf die entsprechende Nachfrage hin. Je jünger, umso mehr.

Das ist dramatisch, denn Wissen über Patientenrechte ist Voraussetzung dafür, diese zu verstehen und auch im Zweifelsfall durchsetzen zu können. Hier gibt es offensichtlich Handlungsbedarf quer durch die gesamte Bevölkerung. Zwar ist das entsprechende Wissen bei Menschen mit Mittlerer Reife oder Abitur ein wenig mehr verbreitet als bei denjenigen mit Hauptschul- bzw. keinem Schulabschluss, aber auch in erstgenannten Gruppen bestehen eklatante Wissenslücken.

Interessant: Überproportional hohe Kenntnisse über Informationsmöglichkeiten zu Patientenrechten zeigen Rentner, während Studenten die Rangliste der „Unwissenden“ anführen. Letzteres mag zunächst überraschen, allerdings könnte der aus anderen Studien bekannte, relativ höhere Gesundheitsstatus dieser Gruppe das erklären. Rentner jedenfalls, eine Gruppe mit oftmals größeren gesundheitlichen Belastungen und einer höheren Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen und ggf. somit auch stärkerer Erfahrung in der Auseinandersetzung mit einhergehenden Problemen, scheinen am besten Bescheid zu wissen, wo sie sich im Fall eines Falles informieren können. Die Wissenslücken sind zudem bei Selbstständigen geringer als bei Arbeitnehmern bzw. Arbeitslosen, aber bei auch diesen zuvor genannten Gruppen auf einem bedenklich hohen Niveau.

Mein Fazit:

Die Einführung des Patientenrechtegesetzes vor rund zehn Jahren war ein nötiger und wichtiger Meilenstein, um die Bekanntheit und auch Bindungswirkung von Patientenrechten zu stärken. Gleichwohl bestehen noch immer große Lücken im Wissen der Bevölkerung über Informationsquellen zu Patientenrechten!

Jetzt kommt es, neben der nötigen Verstetigung von Einrichtungen der Patientenberatung und Patientenunterstützung sowie Rechtsfortentwicklung, ebenfalls darauf an, die Information in der Breite zu intensivieren.

Denn: Wer nicht weiß, wo er sich notfalls über Patientenrechte informieren kann, der läuft Gefahr, seine Rechte gar nicht erst durchzusetzen, sollte das nötig sein. Auf Augenhöhe mit Ärzten oder Gesundheitsdienstleistern zu kommunizieren, sei es als Patient, Klient, Versicherter, Verbraucher oder gar Kunde, wäre dann unmöglich und die Asymmetrie in der Beziehung ungleich höher. Wer die Patientensouveränität stärken möchte, muss also auch an dieser Stelle investieren. Dabei sind zielgruppenspezifische Maßnahmen wichtig, aber auch ein Mix unterschiedlicher Informationsquellen wäre sinnvoll (vgl. Frage an Deutschland – "Seriöse Gesundheitsinformationen im Internet sind wichtig").