Medikamentenentwicklung gegen Covid-19

Neben Impfstoffen versuchen Wissenschaftler auch, Medikamente gegen das Coronavirus zu entwickeln. Im Fokus stehen Arzneimittel, die schon gegen eine andere Erkrankung zugelassen oder bereits in Entwicklung sind. Ein Überblick über die Herangehensweisen.

Es gibt immer mehr Projekte, in denen Wissenschaftler versuchen, ein komplett neues Arzneimittel gegen Covid-19 zu entwickeln.

Jedes Medikament muss daraufhin geprüft werden, ob es für die Behandlung von Menschen mit Covid-19 geeignet ist. Das gilt auch für Medikamente, die für andere Patienten schon zugelassen oder weitgehend durcherprobt sind. Die Zulassungsbehörden müssen anschließend jedes Medikament anhand der Ergebnisse auf Wirksamkeit, Verträglichkeit und technischer Qualität prüfen können. Die Zulassungsbehörden haben aber signalisiert, dass sie sowohl die Genehmigungsverfahren für klinische Studien als auch die Zulassungsverfahren für erfolgreich getestete Medikamente mit Priorität bearbeiten werden. Zulassungsanträge werden Unternehmen auch "kapitelweise" einreichen können, was die Prüfung durch die Behörden weiter beschleunigt.

Damit ein Medikament schnell in die Versorgung kommt, können auch Pharmaunternehmen ihre Ressourcen und Erfahrungen einbringen. So hat etwa Pfizer angeboten, seine umfassende Erfahrung mit Studien, Zulassungsverfahren und Produktionsverfahrens-Entwicklung sowie seine Produktionskapazität in Kooperationen mit kleineren Unternehmen einzubringen, die Corona-Medikamente entwickeln. Auch wird das Unternehmen Labormethoden, die es für seine eigene Corona-Forschung entwickelt hat, allen zur Verfügung stellen.

Drei Herangehensweisen bei der Neuentwicklung

Arzneimittel umzufunktionieren könne zeitlich gesehen schneller gelingen, als komplett neue Medikamente zu entwickeln, heißt es vom Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa). Der Fachbegriff hierfür lautet „Repurposing“. Diese Arzneimittel gehören zu einer von vier Gruppen: Medikamente für Lungenkranke, Herz-Kreislauf-Medikamente, dämpfende Immunmodulatoren und antivirale Medikamente.

Es gibt aber auch immer mehr Projekte, in denen Wissenschaftler versuchen, ein komplett neues Arzneimittel gegen Covid-19 zu entwickeln. Hier lässt sich zwischen drei Arten unterschieden. Zunächst gibt es die vorhandenen Projekte in frühen Stadien für antivirale Medikamente, also Arzneimittel, die die Vermehrung von Viren hemmen. Zudem existieren Projekte für Antikörper zur Passivimmunisierung: Bei diesem Verfahren isolieren und reinigen Forscher Antikörper eines Coronapatienten, der die Erkrankung überstanden hat und injizieren sie einem infizierten Coronapatienten – dieser erhält damit eine passive Immunisierung. Es ist keine Impfung, da der Körper die Antikörper nicht selbst produziert und der Schutz ist nicht von Dauer, er hält nur wenige Wochen bis Monate an. Daneben gibt es Projekte zur Neuentwicklung geeigneter Wirkstoffe.

Ansprüche an klinische Studien

Um zu prüfen, ob die Medikamente wirksam gegen Covid-19 sind, braucht es klinische Studien. Die Europäische Arzneimittelzulassungsbehörde EMA appelliert an Unternehmen und Forscher, möglichst multinationale Studien zu konzipieren: Das bedeutet, es sollen medizinische Einrichtungen aus mehreren Ländern daran beteiligt sein. Zudem fordert die EMA, dass klinische Studien mehrarmig und kontrolliert sind: Patienten sollen in Gruppen eingeteilt werden, die alle die gleiche Grundbehandlung bekommen. Jede Gruppe bis auf eine bekommt jedoch zusätzlich eines der zu prüfenden Arzneimittel. Bei der Kontrollgruppe bleibt es bei der medizinischen Grundbehandlung. Weiterhin fordert die EMA, dass Studien randomisiert, also Patienten nach dem Zufallsprinzip einer Gruppe zugeordnet werden.

Welche Projekte es bisher gibt und wer daran beteiligt ist, erfahren Sie hier.