"Der EHDS kann helfen die medizinische Versorgung grenzüberschreitend zu verbessern"

Was ist der EHDS? Was habe ich als Patient:in davon? Und wie hilft mir ein europaweit vernetztes Gesundheitsweisen, wenn ich im Ausland krank werde? Unter anderem darüber haben wir mit Matthias Mieves gesprochen. Er ist Mitglied des Deutschen Bundestages und Sprecher für e-Health für die SPD-Fraktion.

Was ist der EHDS?

Matthias Mieves: Der europäische Raum für Gesundheitsdaten ist ein Datenraum, der nationale Standards, Verfahren und Infrastrukturen zur Arbeit mit Gesundheitsdaten auf eine Art und Weise verknüpft, die Sekundärdatennutzung unter bestimmten Voraussetzungen möglich macht. Die Rahmenbedingungen dazu werden derzeit noch verhandelt.

Warum ist der EHDS auch für Deutschland wichtig?

Matthias Mieves: Derzeit sind Forschende im Gesundheitsbereich, die teils sehr große Datenbestände benötigen, auf anonymisierte Daten aus dem Ausland angewiesen, da Bestände aus Europa nicht im ausreichenden Umfang bereitstehen. Andere Regionen der Welt haben andere Voraussetzungen, was Klima, Krankheiten, verbreitete genetische Veranlagungen, Präventions- und Versorgungsangebote wie auch klimatische Bedingungen angeht. Die Daten, auf denen Unternehmen in Deutschland forschen, sind daher nur bedingt aussagefähig für die Bevölkerung hierzulande. Hier kann der EHDS helfen, wenn eine datenschutzkonforme Lösung für Zusammenführung von und Zugang zu den anonymisierten Daten geschaffen wird. Auch die medizinische Versorgung kann so grenzüberschreitend verbessert werden.


Was hat der/die Patient:in davon?

Matthias Mieves: Wir erwarten, dass medizinische Behandlungen im europäischen Ausland besser und sicherer werden, wenn die Informationen über Medikation, Diagnosen und laufende wie abgeschlossene Behandlungen grundsätzlich europaweit abgerufen werden können. Im Mittelpunkt steht der Schutz der Patient:innen, der Schutz der sensiblen Gesundheitsdaten wird natürlich auch entsprechend beachtet.
Weiterhin möchte ich die Datenethikkommission zitieren: "Die DEK sieht in einer Datennutzung für gemeinwohlorientierte Forschungszwecke (z.B. zur Verbesserung der Gesundheitsfürsorge) enormes Potenzial, das es zum Wohle des Einzelnen und der Allgemeinheit zu nutzen gilt. Das geltende Datenschutzrecht erkennt dieses Potenzial durch eine Reihe weitreichender Privilegierungen prinzipiell an. Allerdings bestehen auch Unsicherheiten, insbesondere mit Blick auf die Reichweite des sog. Weiterverarbeitungsprivilegs sowie des Forschungsbegriffs im Zusammenhang mit der Entwicklung von Produkten. Dem muss aus Sicht der DEK durch entsprechende gesetzliche Klarstellungen begegnet werden."


Ich werde im Urlaub im europäischen Ausland krank – Welchen Vorteil bietet mir dabei ein europaweit vernetztes Gesundheitsweisen?

Matthias Mieves: Jetzt ist es doch so: Erst habe ich kein Glück, und dann kommt auch noch Pech dazu, weil die Ärztin im Ausland natürlich nicht weiß, welche Blutgruppe ich habe, welche Medikamente ich bereits nehme oder welche ich nicht vertrage. Im schlimmsten Fall bin ich und sind meine Angehörigen auch nicht ansprech- oder erreichbar. Helfen kann ein vernetztes Gesundheitswesen, das auf das elektronisch verfügbare Wissen ortssouverän zurückgreift und mir eine sichere Versorgung bietet. Ein Medikationsplan im Portemonnaie ist auch sinnvoll, muss aber auch erstmal gefunden werden und dann müssen die verwendeten Produkte und Marken vor Ort auch bekannt sein. Der EHDS soll das im Idealfall auch übersetzen können, damit die Behandlung so sicher und schnell vonstattengeht, als würde ich hier in Deutschland zu einem Arzt gehen. Mein Arzt in Deutschland hat dann auch die Infos, wie ich im Ausland behandelt worden bin, in der Akte und kann mich zu Hause noch besser weiter betreuen.


Wie sieht, im besten Fall, das Gesundheitswesen der Zukunft aus?

Matthias Mieves: Digitalisierung im Gesundheitswesen soll denen nützen, die es betrifft. Die Patientinnen und Patienten, aber auch Anwender wie Ärztinnen und Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger sollen profitieren, indem Dinge leichter von der Hand gehen oder durch die Verknüpfung von Daten und Diensten schneller und besser erkannt werden. Pflegeroboter entlasten den Rücken, Telemedizin macht schnelle Checks zwischen Terminen vor Ort komfortabel und Abrechnungs-KI entlastet die Buchhaltung, platt gesagt. Wir sind leider noch nicht da, wo wir hinwollen. Gleichzeitig dürfen wir nicht mit immer neuen, kleinteiligen Vorgaben die Akteure überfordern. Damit wir zusammen ins Machen kommen, ist leider noch ein Weg zu gehen. Aus Europa erhalten wir mit dem Entwurf zum EHDS aber dazu vielversprechende Signale.

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