Glossar: Begriffe, Akteure und Abkürzungen aus dem Gesundheitswesen

Deutschland verfügt im europäischen und internationalen Vergleich über ein hervorragendes, aber komplexes Gesundheitssystem. Nicht immer sind Begriffe und Bestimmungen sofort für Patientinnen und Patienten verständlich. Dieses Glossar bietet einen Überblick über die wichtigsten Begriffe und Akteure unseres Gesundheitssystems.

Als Malignität wird die Eigenschaft einer Krankheit bezeichnet, einen Organismus innerhalb eines bestimmten Zeitraumes zu zerstören. Maligne Erkrankungen führen unbehandelt zum Tod.

Dieses gesundheitliche Versorgungssystem kommt aus den USA. Managed Care verfolgt das Ziel, die Versorgungsqualität zu verbessern bei gleichzeitiger Kostensenkung. Dabei werden Managementtechniken für die medizinische Versorgung eingesetzt, um zum Beispiel das Verhalten der Patienten bei der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen zu steuern.

Als „Me too“ bezeichnet man Nachahmerprodukte. Gemeint ist aber nicht ein Generikum, sondern eine Arzneimittelinnovation, die einen vergleichbaren Vorgänger hat. Me too kommt aus dem Englischen und heißt wörtlich übersetzt „ich auch“. Hersteller und Pharmakologen verwenden hierzulande meist den Begriff Analogpräparate statt Me too.

Ein Medikationsplan erfasst die gesamte Medikation eines Patienten. Durch ihn sollen sowohl der Betroffene selbst, als auch alle an der Behandlung beteiligten Ärzte, Apotheker und Pflegekräfte einen Überblick darüber bekommen, welche Medikamente der Erkrankte einnimmt. Dadurch können Doppelmedikationen vermieden und Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, Kontraindikationen oder notwendige Dosisanpassungen bei der Arzneimitteltherapie einfacher berücksichtigt werden. Zugleich kann es die Therapietreue von Patienten erhöhen, wenn sie zuverlässig darüber informiert sind, welche Arzneimittel sie wie und wann einnehmen sollen. Das E-Health-Gesetz von Dezember 2015 hat festgelegt, dass gesetzlich Versicherte, die mehr als drei Arzneimittel verordnet bekommen, ab dem 1. Oktober 2016 einen Anspruch auf einen Medikationsplan haben, ab 2018 soll die Übersicht auch elektronisch von der Gesundheitskarte abrufbar sein.

Medizinische Versorgungszentren (MVZ) sind Einrichtungen, in denen Ärzte verschiedener Fachrichtungen Patienten ambulant behandeln. Das Ziel ist zum einen Kosten einzusparen (gemeinsame Nutzung von Ressourcen, wie zum Beispiel Medizintechnik, Räume, Personal), zum anderen den Patienten eine fachübergreifende Versorgung aus einer Hand anzubieten. MVZ können von Vertragsärzten, Krankenhäusern, bestimmten Erbringern nicht-ärztlicher Dialyseleistungen sowie bestimmten gemeinnützigen Trägerorganisationen gegründet werden. Die Leitung des Hauses muss in der Hand eines Arztes liegen, der in dem MVZ selbst tätig und in medizinischen Fragen weisungsfrei ist. Weitere Ärzte und Psychotherapeuten können als Angestellte arbeiten und müssen so nicht die mit einer Praxisgründung verbundenen wirtschaftlichen Risiken tragen.

Anders als Arzneimittel sind Medizinprodukte hauptsächlich physikalisch wirkende Gegenstände. Zu ihnen gehören unter anderem aktive implantierbare medizinische Geräte, wie z. B. Herzschrittmacher, oder medizinisch-technische Instrumente und Produkte, wie z. B. Skalpelle, aber auch Hilfsmittel wie Kontaktlinsen für die Augen oder Rollstühle. Auch ein schlichtes Pflaster ist ein Medizinprodukt. Um diese Produkte in Verkehr zu bringen, benötigen die Hersteller eine CE-Kennzeichnung.

Für Krankenhäuser gelten bei manchen Leistungen festgesetzte Mindestmengen. Das bedeutet, dass die Kliniken bestimmte planbare Eingriffe mindestens in einer gewissen Anzahl durchführen müssen. Wird die erforderliche Mindestmenge voraussichtlich nicht erreicht, darf das Krankenhaus diese Leistung nicht erbringen. Hintergrund der Maßnahme ist, dass davon ausgegangen wird, dass bei bestimmten Leistungen die Qualität des Behandlungsergebnisses in besonderem Maße davon abhängt, wie oft der Eingriff durchgeführt wird. Welche Leistungen unter die Mindestmengenregelung fallen, legt der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) fest. Derzeit gelten bei sieben Eingriffen Mindestmengen, unter anderem bei Leber-, Nieren- und Stammzelltransplantationen sowie bei der Versorgung von Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht von unter 1.250 Gramm. (Stand Juni 2017)

Monoklonale Antikörper sind Antikörper. Sind sind aktive Proteine, die durch eine Zelllinie produziert werden und auf einen einzigen B-Lymphozyten zurückgehen.

Die Morbidität gibt an, wie viele Individuen einer Population in einem bestimmten Zeitraum eine bestimmte Erkrankung erlitten haben.

Krankenkassen haben eine ungleiche Versichertenstruktur, deswegen gibt es seit 1994 einen Ausgleich dieser Risikounterschiede zwischen den Krankenkassen, den sogenannten Risikostrukturausgleich (RSA). Mit dem GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz wurde das Verfahren neu ausgestaltet: Im neuen, morbiditätsorientierten RSA (Morbi-RSA) werden nicht nur die Merkmale Alter, Geschlecht und Bezug einer Erwerbsminderungsrente, sondern auch der unterschiedlich hohe Versorgungsbedarf von Versicherten mit einer kostenintensiven chronischen oder schwerwiegenden Krankheit berücksichtigt. Für Versicherte, die eine von 80 ausgewählten Krankheiten haben, erhalten die Krankenkassen mehr Zuweisungen als für Versicherte, bei denen eine solche Erkrankung nicht vorliegt.

Multimedikation bedeutet, dass ein Patient gleichzeitig mehrere Medikamente verordnet bekommt bzw. anwendet. Eine konkrete Definition gibt es dabei nicht: Manche Wissenschaftler meinen dabei mehr als drei, andere mehr als fünf gleichzeitig angewendete Arzneimittel. Besonders betroffen sind ältere Menschen, die gleichzeitig unter mehreren Krankheiten leiden (Multimorbidität). In jüngster Zeit wird dem Phänomen vermehrt Beachtung geschenkt, da bei der Einnahme von vielen Arzneimitteln die Gefahr besteht, dass es zu unerwünschten Wechselwirkungen kommt, die dem Patienten schaden. So kann es beispielsweise sein, dass ein Medikament die Wirkung eines anderen wesentlich verstärkt oder auch gänzlich ausschaltet. Im Idealfall übernimmt der Hausarzt die Aufgabe, die Verordnungen verschiedener Fachärzte auf mögliche Wechselwirkungen zu überprüfen und die Einnahme der Medikamente zusammen mit dem Patienten zu koordinieren. Mit dem E-Health-Gesetz hat die Bundesregierung im Dezember 2015 einen Medikationsplan eingeführt: Ab Oktober 2016 haben Menschen, die drei oder mehr Arzneimittel einnehmen, einen Anspruch auf die schriftliche Aufschlüsselung ihrer Medikation, ab 2018 soll das Schriftstück elektronisch von der Gesundheitskarte abrufbar sein.

Eine multimodale Therapie ist eine interdisziplinäre Vorgehensweise, bei der unterschiedliche Behandlungsansätze kombiniert werden. Es werden verschiedene Wissensbereiche, Teilgebiete und Professionen verknüpft.

Multimorbidität meint das gleichzeitige Auftreten mehrerer Erkrankungen. Sie tritt besonders bei älteren Menschen auf, die häufig unter mehreren chronischen Erkrankungen wie zum Beispiel Diabetes, Bluthochdruck, Herzinsuffizienz oder Depression leiden. Das Vorliegen verschiedener Erkrankungen stellt oftmals eine besondere Herausforderung für die medizinische Versorgung dar. Für die Betroffenen sind damit häufig Einbußen an unabhängiger Lebensführung, Selbstbestimmung und Lebensqualität verbunden. Bei zwei gleichzeitig bestehenden Erkrankungen wird von der Komorbidität einer Person gesprochen.

Ein Krankheitserreger wird dann multiresistent genannt, wenn er gegen eine Vielzahl von Antibiotika oder sogar gegen alle Antibiotika widerstandsfähig ist. Das bedeutet, dass Infektionen mit diesen Erregern nur sehr schwer bis gar nicht behandelt werden können. Zu diesen Erregern werden unter anderem Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA), Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE) und ESBL-bildende gram-negative Bakterien gezählt. Eine wachsende Anzahl der nosokomialen Infektionen wird durch resistente oder multiresistente Erreger verursacht. (Quelle: Bundesministerium für Gesundheit)

Myokardinfarkt ist die Bezeichnung für einen Herzinfarkt oder Herzanfall. Teile des Herzmuskels – Myokard genannt – werden dabei nicht richtig durchblutet.