Glossar: Begriffe, Akteure und Abkürzungen aus dem Gesundheitswesen
Deutschland verfügt im europäischen und internationalen Vergleich über ein hervorragendes, aber komplexes Gesundheitssystem. Nicht immer sind Begriffe und Bestimmungen sofort für Patientinnen und Patienten verständlich. Dieses Glossar bietet einen Überblick über die wichtigsten Begriffe und Akteure unseres Gesundheitssystems.
Bei einer medizinischen Datenspende stellen Patienten ihre Gesundheitsdaten der medizinischen Forschung zur Verfügung. Das können Röntgenbilder, Laborbefunde oder Daten von Gesundheits-Apps und Wearables sein. Mit den Daten, die meist anonymisiert und pseudonymisiert sind, hoffen Forscher, Krankheiten früher erkennen zu können und Therapien zu verbessern. Die gängigste Form der Datenspende ist die private Datenspende, bei der man einer ausgewählten Einrichtung (z.B. Universität oder Unternehmen) Zugriff auf bestimmte Datensätze gewährt. Für die öffentliche Datenspende gibt es eine öffentliche Lizenz. Hier können mehrere Beteiligte die Datensätze analysieren.
Als Deklaration von Helsinki werden die Grundsätze bezeichnet, die der Weltärztebund in seiner Generalversammlung von 1964 zur ärztlichen Ethik in der medizinischen Forschung verabschiedet hat. Der Text wurde mehrfach revidiert, zuletzt im Oktober 2013 bei der Generalversammlung in Fortaleza, Brasilien. In der Deklaration wird die Rolle des Arztes in der Forschung konkret beschrieben. In ihr heißt es unter anderem: „Es die Pflicht des Arztes, der sich an medizinischer Forschung beteiligt, das Leben, die Gesundheit, die Würde, die Integrität, das Selbstbestimmungsrecht, die Privatsphäre und die Vertraulichkeit persönlicher Informationen der Versuchsteilnehmer zu schützen.“
Delegation meint die Übertragung von ärztlichen Leistungen an nicht-ärztliche Personen, zum Beispiel Fachpflegekräfte. Der Arzt behält dabei die medizinische Gesamtverantwortung. Denn medizinische Leistungen, ob Diagnostik oder Therapie, muss der Arzt persönlich erbringen. So will es das allgemeine Arztrecht. Nur manche Aufgaben, wie zum Beispiel das Behandeln von Wunden, darf der Arzt an andere Heilberufler übertragen. Wird hingegen auch die Gesamtverantwortung übertragen, spricht man von Substitution.
Der demografische Wandel ist neben der Globalisierung "die größte Veränderung unseres gesellschaftlichen und persönlichen Lebens im 21. Jahrhundert", sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel bereits 2012 auf dem ersten Demografiegipfel der Bundesregierung. Der Prozess vollzieht sich unaufhaltbar: Während heute in Deutschland jeder Fünfte 65 Jahre oder älter ist, wird im Jahr 2060 nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes bereits jeder Dritte dieses Alter erreicht haben. Die Gründe dafür liegen in der steigenden Lebenserwartung und der mit 1,4 Kindern je Frau niedrigen Geburtenrate. Dies führt dazu, dass der Anteil der Älteren in der Gesellschaft im Vergleich zum Nachwuchs immer größer wird. Das hat auch für die Gesundheit folgen: Mit zunehmendem Lebensalter steigt das individuelle Risiko krank zu werden. Krebs, Demenz, Parkinson, Herz- und Kreislauf-Erkrankungen oder auch Depressionen gehören zu den Leiden, die mit steigendem Alter besonders häufig auftreten.
Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) ist ein Überbegriff für verschiedene Störungen des Stoffwechsels. Allen gemeinsam ist, dass sie zu erhöhten Blutzuckerwerten führen, weil die Patienten einen Mangel am Hormon Insulin haben und/oder die Insulinwirkung vermindert ist. Medizinisch unterscheidet man verschiedene Diabetes-Formen. Die Hauptformen sind der Typ-1- und der Typ-2-Diabetes mellitus. Die Diabetes vom Typ 2 ist die häufigste Form: etwa 90 Prozent der Menschen mit Diabetes haben sie. Die genaue Ursache ist bisher unbekannt, die Erkrankung ist in der Regel eine Folge Übergewicht, Bluthochdruck und hohen Cholesterinwerten. Auch Vererbung kann eine Rolle spielen. Diabetes-Typ-1 ist eine Autoimmunerkrankung, sie wird durch eine Störung des Immunsystems verursacht.
Als Diagnose wird die Feststellung einer bestimmten Krankheit bezeichnet. Um zu einer Diagnose zu kommen, werden verschiedene sogenannte Befunde eines Patienten erhoben und ausgewertet. Zu den Befunden gehören etwa das Arztgespräch (Anamnese), eine körperliche Untersuchung, Laboruntersuchungen wie ein Blutbild oder bildgebende Verfahren wie Röntgen und Magnetresonanztomografie (MRT).
Unterschieden werden können Verdachtsdiagnosen (wenn die Erkenntnisse noch unvollständig sind und sie weiter abgeklärt werden müssen), Differentialdiagnosen (wenn die Bewertung der Symptome zu mehreren möglichen Erkrankungen führt) oder auch Fehldiagnosen (wenn Symptome übersehen oder falsch interpretiert werden). Auf der Diagnose baut die nachfolgende ärztliche Behandlung – die Therapie – auf.
Die Diagnosen werden nach dem Schema der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegebenen „Internationalen Klassifikation der Krankheiten“ (ICD) in Gruppen eingeteilt.
Mediziner benutzen den Begriff bei der Erkennung und Unterscheidung von Krankheiten (Diagnostik) – dabei bezieht er sich auf ein direktes Erkennungsmerkmal von Krankheiten. Es ist aber auch möglich, dass damit ein Hilfsmittel bezeichnet wird, das ein solches Merkmal erkennen lässt.
Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) sind Apps oder webbasierte Anwendungen, die Erkennung, Überwachung, Linderung und Behandlung von Krankheiten unterstützen sollen. DiGA müssen vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte als Medizinprodukte niedriger Risikoklassen zugelassen werden. Das heißt, sie müssen bestimmte Anforderungen hinsichtlich Funktionstauglichkeit, Datenschutz und Qualität erfüllen. Ärzte und Psychotherapeuten können DiGA verordnen, wenn sie diese zur Behandlung ihrer Patienten für zweckmäßig und medizinisch sinnvoll erachten. Versicherte können einen Antrag auf Kostenübernahme bei ihrer Krankenkasse stellen.
Gemeint sind Medien, die über das Internet erreicht werden, entweder durch einen Computer oder ein mobiles Gerät wie Smartphone und Tablet. Sie werden auch als neue Medien bezeichnet.
Für Menschen, die an bestimmten chronische Erkrankungen leiden, gibt es seit 2002 besondere Behandlungsprogramme, so genannte Disease-Management-Programme (DMP) oder auch „strukturierte Behandlungsprogramme“. Über eine gut abgestimmte, kontinuierliche Betreuung sowie eine bessere Zusammenarbeit von Haus- und Fachärzten sollen die Patienten vor Folgeerkrankungen bewahrt und die Ausgaben der Krankenkasse gesenkt werden. DMP werden angeboten zu Koronare Herzkrankheit (einschließlich eines Moduls zu chronischer Herzinsuffizienz), Asthma, Brustkrebs, Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) sowie Diabetes mellitus Typ 1 und 2. Stand: Janaur 2017