Impfen: Der beste Schutz vor Krankheiten
Impfungen gehören zu den wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen, die in der Medizin zur Verfügung stehen. Sie können den Ausbruch von Krankheiten verhindern und sind dabei in der Regel gut verträglich. Und doch hinkt Deutschland beim Impfen hinterher.
Ziel einer Impfung ist es, den Empfänger vor einer ansteckenden Krankheit zu schützen. Impfstoffe gibt es mittlerweile gegen 27 Krankheiten (Liste siehe Ende des Beitrags). Sie bereiten das Immunsystem eines Menschen so vor, dass die Erkrankung nicht oder nur in abgemilderter Form ausbricht. Impfstoffen ist es zu verdanken, dass gefürchtete Infektionskrankheiten wie die Kinderlähmung heute ihren Schrecken verloren haben. Das Impfen hat aber noch ein anderes Ziel: Die Maßnahme schützt nicht nur den Einzelnen, sondern die gesamte Bevölkerung. Denn: Wer selbst nicht erkrankt, kann auch niemanden anstecken. Das ist für all jene Mitglieder der Gesellschaft wichtig, die selbst nicht geimpft werden können, zum Beispiel Säuglinge oder Menschen mit einem nicht voll funktionsfähigem Immunsystem. Eine hohe Impfquote führt dazu, dass einzelne Krankheitserreger regional eliminiert und schließlich weltweit ausgerottet werden können. Bei zwei Krankheiten ist dies bereits weitgehend gelungen: Seit 1980 gelten die Pocken weltweit als ausgerottet, seit 2002 ist Europa frei von der Kinderlähmung (Polio) und im September 2020 meldet die WHO: Afrika ist frei von Polio. Diese Krankheit zeigt sich nur noch in Pakistan und Afghanistan.
Empfohlene Impfungen
In Deutschland legt die Ständige Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) fest, welche Impfungen als „empfehlenswert“ eingestuft werden. Das 18-köpfige Gremium, das vom Bundesgesundheitsministerium eingesetzt wird, veröffentlich einmal jährlich den sogenannten Impfkalender, in dem es alle empfohlenen Impfungen auflistet. Wichtig zu wissen: Die Kosten für alle von der STIKO empfohlenen Impfungen werden von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen. Andere Impfungen, zum Beispiel bei Fernreisen, müssen privat finanziert werden. Bei privat Versicherten hängt die Kostenübernahme von dem jeweils gewählten Tarif ab, viele decken jedoch Schutzimpfungen – insbesondere für Kinder – mit ab.
Impfungen in der Diskussion
Impfungen unterscheiden sich von anderen ärztlichen Eingriffen, so das RKI, da sie an Gesunden durchgeführt werden. Deswegen sei es „gerechtfertigt, beim Impfen besondere Sorgfalt zu fordern und strittige Punkte auch kritisch zu diskutieren“, so das Institut. Die Diskussion oft um die Impfungen von Kindern. Dabei wird gefragt, ob man den Kindern mit der Impfspritze nicht mehr schade als nutze. Eine Impfpflicht gibt es in Deutschland nicht. Jeder kann, ohne Angabe von Gründen, eine Impfung für sich oder seine Kinder ablehnen. Allerdings werden seit Sommer 2017 Eltern dazu verpflichtet, den Nachweis über eine ärztliche Impfberatung zu erbringen, wenn sie ihre Kinder in einer öffentlichen Kinderbetreuung anmelden möchten.
Der Impfkalender 2018
Die StiKo empfiehlt für Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene Impfungen zum Schutz vor Tetanus, Diphtherie, Pertussis (Keuchhusten), Haemophilus-influenzae-Typ-b (Hib), Poliomyelitis (Kinderlähmung), Hepatitis B, Pneumokokken, Rotaviren, Meningokokken C, Masern, Mumps, Röteln, Varizellen sowie gegen humane Papillomviren (HPV) und Influenza.
Geteiltes Bild bei Impfquoten
Geprüft wird auch, ob eine zweimalige Injektion nötig oder eine einfache Injektion ausreichend ist.Um sich ein Überblick über den Impfstatus der Bevölkerung zu machen, nutzen die Wissenschaftler des RKI unter anderem die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen. Demnach sind die Impfquoten in den letzten Jahren in Deutschland kontinuierlich gestiegen bzw. konstant hoch geblieben. Dies gelte insbesondere für lange etablierten Kinder-Standardimpfungen, deren Quoten von 2015 das Institut bei Diphtherie (95,3 Prozent), Tetanus (95,5 Prozent), Pertussis (94,9 Prozent), Hib (93,3 Prozent) und Poliomyelitis (94,5 Prozent) als „weiterhin sehr gut“ einstuft.
Deutlichen Verbesserungsbedarf sehen die Wissenschaftler dagegen bei Hepatitis-B-Impfung. Die Quote lag bei den Schuleingangsuntersuchungen 2015 bundesweit lediglich 87,6 Prozent und sei für diese Altersgruppe weiterhin unzureichend. Als zu bewertet das RKI auch die Impfquoten bei Masern, Mumps und Röteln. Die Impfquote für die erste Masern-Impfung liege bundesweit bei 96,8 Prozent. Bis auf Baden-Württemberg erreichten damit alle Bundesländer die von der Weltgesundheitsorganisation WHO als Ziel ausgegebenen 95 Prozent, um die Erkrankung auszurotten. Die Impfquote für die zweite Masernimpfung liege dagegen im Durschnitt bei lediglich 92,8 Prozent – und damit deutlich unter den Vorgaben der WHO.
Masern: Zahlreiche Ausbrüche aufgrund geringer Impfquoten
Die Masern gelten als eine der ansteckendsten Erkrankungen des Menschen und sind ein wesentlicher Grund für eine erhöhte Kindersterblichkeit in vielen Regionen der Welt. Das Virus wird durch Tröpfchen übertragen, die beim Niesen, Husten oder Sprechen in die Atemluft gelangen. Bis zu 30 Prozent der Masern-Erkrankten entwickeln Komplikationen. Jedes zehnte erkrankte Kind leidet an einer Mittelohrentzündung, bei einem von 20 Kindern kommt es zu einer Lungenentzündung. In einem von 1.000 Fällen tritt eine Gehirnentzündung auf, die bei 25 Prozent der Betroffenen tödlich verläuft.
Nach Schätzungen der WHO verstarben im Jahr 2015 rund 134.200 Kinder weltweit an der Erkrankung. Auch in Deutschland gab es in den vergangenen Jahren zahlreiche Masernausbrüche. Das RKI, an das die Fälle gemeldet werden müssen, zählte im Jahr 2015 2.464 Fälle. Nach einem eher ruhigen Jahr 2016 (325 Fälle) sei 2017 wieder ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Ausbrüche träten vor allem im familiären Umfeld, aber auch in Schulen und medizinischen Einrichtungen wie Kliniken und Arztpraxen auf. Dabei waren gleichermaßen Patienten wie auch das an den Einrichtungen beschäftigte Personal und Angehörige betroffen. Das RKI warnt: Bei Masernerkrankungen im ersten Lebensjahr steige das Risiko für Komplikationen und Spätfolgen der Erkrankung. Eltern von Säuglingen und ihre Kinderärzte sollten noch stärker auf eine frühe Masern-Impfung achten. Auch das medizinische Personal sollte sich impfen lassen, um Patienten nicht zu gefährden.
Weitere Informationen:
Ein Impf-Selbstcheck kann helfen, den aktuellen Impfstatus zu überprüfen: https://www.vfa-patientenportal.de/arzneimittel/impfungen-1/impf-selbstcheck
Aktuelle Daten zu Impfraten liefert der Report des Robert Koch-Instituts „Gesundheit in Deutschland“ (http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring) und in seinem epidemiologischen Bulletin: https://www.rki.de/DE/Content.