Illegale Arzneimittel: Achtung Fälschung!

Arzneimittelfälschungen sind besonders verwerflich, da sie Gesundheit und Leben von Menschen gefährden, das Vertrauen in die Sicherheit von Medikamenten untergraben und zur Resistenzbildung beitragen können. In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern sind sie ein großes Problem.

Der Zoll fahndet nach gefälschten Medikamenten.In einigen Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas gibt es keine effektiven Arzneimittelkontrollen – daher sind gefälschte Produkte weit verbreitet. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass der Anteil illegaler Medikamente bis zu 30 Prozent betragen kann. In den hoch entwickelten Ländern mit einem geregelten Zugangssystem, wie den USA, Japan, Australien und der Europäischen Union, soll der Anteil dagegen bei unter einem Prozent liegen. Gefälscht werden laut Informationen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) alle Arten von Arzneimitteln, insbesondere hochpreisige: Lifestyle-Medikamente wie Mittel zur Potenzsteigerung, Arzneimittel gegen Krebserkrankungen, Antibiotika, starke Schmerzmittel sowie HIV-, Diabetes- und Malariamittel. Einer Studie des National Institute of Health in den USA zufolge sollen in Südost-Asien 36 Prozent aller Arzneimittel gegen Malaria gefälscht sein. Dies wird als eine der Ursachen diskutiert, weshalb Malariaerreger dort verstärkt Resistenzen entwickeln. Wer auf Reisen in solchen Ländern Medikamente kauft, geht ein hohes Risiko ein, ein gefälschtes Produkt zu erhalten. Reisende sollten deshalb auf den Kauf von Arzneimitteln verzichten und sowohl die notwendige Dauermedikation als auch Notfallpräparate aus Deutschland mitnehmen. Wer doch auf ein Medikament im Ausland angewiesen ist, sollte es sich laut WHO genau anschauen, manchmal sei eine Fälschung schon an der Packung zu erkennen, zum Beispiel durch Fehler in der Aufschrift.

Die Gesundheitsorganisation hat in den letzten Jahren ihre Anstrengungen zur Bekämpfung von illegalen Arzneimitteln intensiviert. Sie bietet Ländern und Regionen Hilfestellung dabei an, den Handel mit gefälschten Medikamenten einzudämmen.

Internationale konzertierte Aktion zur Arzneimittelsicherheit

Der Sitz von Interpol in Lyon/Frankreich.Seit 2008 koordiniert die internationale Polizeibehörde Interpol die sogenannte Operation „Pangea“, eine jährliche weltweite Aktionswoche im Kampf gegen Arzneimittelfälschungen. Zoll und Polizei kontrollieren in dieser Zeit besonders aufmerksam Briefe, Pakete und Päckchen mit Arzneimitteln. Bei der Pangea-X-Aktion im September 2017 beteiligten sich über 100 Staaten sowie die Weltzollorganisation (WZO), Europol, Pharma-Unternehmen und internationale Zahlungs- und Zustellungsdienstleister. Der Fokus lag neben illegalen Arzneimitteln und Lifestyle-Produkten aller Art auch auf illegal vertriebenen Medizinprodukten. Ein weiterer Schwerpunkt war die Bekämpfung des illegalen Handels mit Fentanyl, einem hochwirksamen Schmerzmittel. Der Missbrauch habe bereits zu zahlreichen Todesfällen geführt, wie Europol mitteilt. Insgesamt seien 3.584 illegale Webseiten geschlossen, 1.058 Untersuchungen eingeleitet und 3.000 Online-Anzeigen gelöscht worden; 715.000 Postlieferungen seien kontrolliert, davon 470.000 beschlagnahmt worden. In der Demokratischen Republik Kongo seien 650 kg illegale Malariamittel und in Vietnam 1,2 Tonnen illegale Potenzmittel gefunden worden.

...und in Deutschland?

Während Pangea-X zogen die Zöllner in nur einer Woche insgesamt 961 ausländische Brief- und Paketsendungen mit rund 67.900 Tabletten, Kapseln und Ampullen aus dem Verkehr. Mit über 45 Prozent machten auch in diesem Jahr Potenzmittel den Löwenanteil der Feststellungen aus, teilt das Bundeskriminalamt mit. Daneben stellten die Zollbeamten auch eine Vielzahl anderer Lifestyle-Produkte sicher, die versprechen, „schlank, jung, schön und stark“ zu machen, ferner verbotene Nahrungsergänzungsmittel, Beruhigungs- und Schmerzmittel. Ein Großteil der Sendungen stammte aus Indien, aber auch aus China, Polen, Russland und Thailand.

Anteil an Medikamentenfälschungen gering

Insgesamt ist in Deutschland der Anteil an Medikamentenfälschungen, die in den legalen Handel gelangen, sehr gering. Die ABDA weist jedoch darauf hin, dass er laut den Zollstatistiken in den letzten Jahren zugenommen hat. Im Jahr 2015 hätten Zoll-Fahnder insgesamt 3,9 Millionen gefälschte Tabletten sichergestellt. Die geführten Ermittlungsverfahren hätten sich dabei verstärkt gegen größere kriminelle Strukturen und Verteilerbanden gerichtet. Die Anzahl der Personen, gegen die der Zoll wegen Vergehen im Zusammenhang mit Medikamenten ermittelte, sei von 3.100 im Jahre 2014 auf 4.100 im Folgejahr angestiegen.

Als ein Einfallstor für illegale Medikamente gilt der Onlinehandel, bei dem sich viele unseriöse Anbieter tummeln. Bei ihnen liegt der Anteil an gefälschten Arzneimitteln laut WHO bei über 50 Prozent. Kunden, die über das Internet Medikamente bestellen wollen, sollten dies nur bei einer behördlich zugelassenen Apotheke tun. Ein Register über zugelassene Versandapotheken führt das Deutsche Institut für medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) (siehe Link am Ende des Beitrags).

Maßnahmen, um legale Vertriebsketten zu sichern

Die pharmazeutische Industrie arbeitet in dem Projekt „securPharm“ seit einigen Jahren zusammen mit Großhändlern und Apotheken daran, die legalen Vertriebsketten vor gefälschten Medikamenten zu schützen. Dabei versehen die Hersteller die Arzneimittelpackungen mit einem Data Matrix Code, der unter anderem für jede Packung eine individuelle Nummer enthält. Bei der Abgabe an einen Kunden kann der Apotheker über die Eingabe dieser Nummer in eine Datenbank bei jedem einzelnen Präparat sicherstellen, dass es keine Fälschung ist.

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